Lübecker Nachrichten

Sahra Wagenknecht und ihr neues Bündnis BSW wollen auch im Norden auf Stimmenfang gehen. Schon Ende 2024 soll der Landesverband die Arbeit aufnehmen. Wann zieht Lübeck nach?

Lübeck/Kiel. Das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) will die deutsche Parteienlandschaft ein Stück weit aufmischen. In Schleswig-Holstein soll es Ende 2024 losgehen. Spätestens dann werde der Landesverband gegründet, sagt Alexander King gegenüber den LN. Wem wird die Partei im Norden dann die Stimmen abnehmen?

King ist eines der 44 Gründungsmitglieder des BSW, Ex-Linker, sitzt in Berlin im Abgeordnetenhaus und soll jetzt helfen, den Verband im Norden aufzubauen. Eine Lübeckerin ist ganz vorne mit dabei: Diana Djorovic. Sie arbeitet bei der Arbeiterwohlfahrt als Bereichsleiterin in einer Wohneinrichtung. „Es bewegt sich was in Sachen BSW“, sagt sie jetzt den LN. Einen Instagram-Auftritt „bsw_luebeck“ hat sie schon einmal angelegt.

Diana Djorovic ist eines von bislang nur acht Parteimitgliedern in Schleswig-Holstein, sagt Alexander King. Bundesweit seien es aktuell gerade mal 400. Das BSW habe sich vorgenommen, langsam zu wachsen. Die Übernahme der AfD durch extrem rechte Kräfte oder das Chaos, in dem die Piratenpartei nach rasantem Wachstum endete, seien dem BSW eine Lehre. „Überprüfung hört sich blöd an, aber wir wollen erst mal einen Eindruck bekommen von den Antragstellern.“ Auf ein Aufnahmegesuch per Mail erfolge ein Telefonat oder eine Zoom-Konferenz mit den Bewerbern. Denn eine Partei müsse nach Gesetz zwar nicht jeden aufnehmen. „Wenn jemand aber erst mal Mitglied ist, wird man ihn nicht mehr los.“

King: Viele Interessenten kommen von der SPD

Dabei ist die Neugier auf die neue Partei im Norden groß, berichtet zumindest King. 40 Interessenten seien am vergangenen Sonnabend zu einem ersten Infotreffen in Kiel-Wellsee gekommen. Und während von den bislang acht Mitgliedern immerhin vier Ex-Linke sind, seien unter den Interessenten nur wenige, die schon einmal politisch gebunden waren – und wenn, dann bei der SPD, sagt King. Überhaupt entwickelten sich deren Ex-Wähler offenbar zur Kernklientel für das BSW. Es gebe bei ganz vielen Interessenten eine Sehnsucht nach „der SPD aus besseren Zeiten“.

Tatsächlich war die Partei, die mit Björn Engholm als Spitzenkandidat zur Landtagswahl im Norden einst 54,8 Prozent holte, 2021 auf gerade noch 16 Prozent zusammengesackt. Fürchtet man in der Kieler SPD-Zentrale jetzt, dass das BSW die SPD-Zahlen noch weiter in den Keller drückt? Erste bundesweite Umfragen sagen für die Sozialdemokraten jedenfalls weitere Verluste und für die Linke das Bundestags-Aus voraus, während das BSW auf Anhieb auf über sechs Prozent kommt.

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Dass sich ein Landesverband hier erst zum Ende des Jahres gründen werde, sei
allein dem Umstand geschuldet, dass erst einmal die Strukturen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg aufgebaut werden müssten – weil dort noch im Sommer die Landtage neu gewählt werden. Danach werde es aber auch im Norden losgehen. Auf jeden Fall soll es in Kürze weitere Regional- und Lokaltreffen geben, sagt King – und im kommenden Jahr dann womöglich auch schon einen Kreisverband in Lübeck.

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