Alexander King

Sehr geehrter Herr Jacobs,
sehr geehrte Tagesspiegel-Redaktion,
Sie schreiben im Checkpoint vom 27.2., ich sei Mitinitiator einer „Querfrontdemo“ gewesen. Das ist ein harter und ehrverletzender Vorwurf und ich weise ihn entschieden zurück. Sie wollen offensichtlich uns, die den „Aufstand für Frieden“ vorbereitet haben, und die Zehntausenden, die unserem Aufruf gefolgt sind, in ein falsches Licht rücken. Vermutlich wissen Sie, dass weder Frau Schwarzer noch Frau Wagenknecht noch ich oder sonst jemand, der mit der Friedenskundgebung zu tun hatte, irgendetwas mit rechten Ideologien am Hut hat oder irgendeine Zusammenarbeit mit Rechten sucht. Und vermutlich wissen Sie, dass das auch auf ausnahmslos alle Erstunterzeichner unseres „Manifests für Frieden“ zutrifft (unter denen viele SPD-Mitglieder sind).

Vielleicht waren Sie am Samstag sogar vor Ort und haben selbst erlebt, wie Frau Wagenknecht in ihrer Rede unterstrich, dass Rechtsextreme und Reichsbürger auf unserer Kundgebung nichts zu suchen haben. Vielleicht haben Sie sogar mitbekommen, wie unsere Ordner das kleine Häuflein um die rechtsextreme Zeitschrift Compact des Platzes verwiesen haben. Und ganz sicher ist Ihnen nicht entgangen, dass auf der Kundgebung weder AfD- noch sonstige rechte Parteifahnen zu sehen waren.

Ihr Vorwurf, ich würde in diesem Zusammenhang etwas „verschweigen“, ist unredlich und wird von mir ebenfalls zurückgewiesen. Dass man in einem Teilnehmerfeld von mehreren Zehntausend immer auch einzelne Verirrte und versprengte Rechte findet, die versuchen, die Kulisse für ihre Selbstdarstellung zu nutzen, ist klar. Genauso klar ist, dass es für die wenigen Ordner unmöglich ist, diese Leute in der großen Menge ausfindig zu machen oder überhaupt zu erkennen. Das war auch bei anderen Großdemos, etwa gegen TTIP 2015, so. Daraus dann eine Querfrontdemo zu machen, das heißt: Zehntausende Bürgerinnen und Bürger, Familien, zum Teil weit angereist, die ihr Versammlungsrecht wahrnahmen und für Frieden demonstrierten, niederzumachen, ist schlicht unseriös. Noch schlimmer: Damit bedienen Sie das Kalkül der Rechten, von denen ohne Ihre Berichterstattung niemand Notiz genommen hätte.

Sie zitieren mich mit den Worten, die Teilnehmer der Kundgebung seien ganz normale friedliebende Menschen gewesen. Ja, genau so war es. Einzelne Ausnahmen gab es. Aber von denen kann nicht auf den Charakter der Kundgebung insgesamt geschlossen werden. Dazu war die Kundgebung – zum Glück – schlicht zu groß.

Ich gehe davon aus, dass der Tagessiegel diese Klarstellung bald veröffentlicht.

Mit freundlichen Grüßen

Alexander King